Der Werdegang von LouMalou alias Nadja Zimmermann (47) liest sich wie ein Märchen. Erfolgreiche Businessfrau, bekannt aus Radio und Fernsehen, und Mutter zweier Töchter gründet ein Unternehmen und startet durch. Ihr erstes Buch «Unser Menü eins» ist im Nu ausverkauft. Es folgen sechs weitere Kochbücher, das erste Backbuch «Entspannt backen» ist soeben erschienen.
Text: Nicole Steffen Bilder: Nadja Zimmermann, zVg.
LouMalou Entspannt backen, Nadja Zimmermann
Wer nun das Bild einer selbstbewussten Powerfrau und Supermom im Kopf hat, die nebenbei noch kurz ein Business aufbaut und mehrere Bücher veröffentlicht, liegt komplett daneben. Oder irgendwie auch nicht. Denn Tatsache ist, dass der Beginn dieser Geschichte tatsächlich zu einem Zeitpunkt stattfindet, indem Zimmermann, bereits Mama von einer kleinen Tochter und wieder in froher Erwartung ist. Dannzumal beim SRF in verschiedenen Projekten mitwirkend, sah sie sich mit neuen Herausforderungen von ganz praktischer Natur konfrontiert. Sie habe früher nicht viel gekocht, sei oft unterwegs gewesen und habe vor allem in Restaurants gegessen, sagt sie selbst. Zuhause war der Kühlschrank oftmals leer und wenn gekocht wurde, dann musste es schnell gehen.
«Unser Essverhalten hat sich verändert»
Mit den Kindern waren auf einmal regelmässige und warme Mahlzeiten Pflicht. Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung, die schnell, einfach und unkompliziert sein musste. Leider waren die entsprechenden Fertigkeiten bei der zweifachen Mutter nicht vorhanden. «Ich musste in den Ferien in Italien im Supermarkt einmal fragen, wie man eine Rahmsauce macht.», erzählt sie schmunzelnd. Als der Verkäufer ihr daraufhin erklärt habe, wie man zuerst die Zwiebeln dünste, dann die Champignons anbrate und den Rahm darunterziehe, habe sie schnell gemerkt, dass das alles eigentlich gar nicht so schwierig sei. Also beschloss sie zu handeln und sich das fehlende Wissen anzueignen.
Das erste Buch «Unser Menü eins»
Die ehemalige Radio- und Fernsehmoderatorin hat für ihr erstes Buch über 50 Familien in ihrem Bekanntenkreis besucht und ihnen in den Kühlschrank geschaut. «Ich wollte von ihnen wissen, was sie für die Familie kochen, wenn es schnell gehen muss». Entstanden ist ein praktisches Kochbuch mit Alltagsgerichten und selbstgemachten Bildern für die ganze Familie. Dass dieses erste Buch ein Verkaufsschlager werden würde, hätte sie nie gedacht. «Ich wollte in erster Linie mir selbst helfen und dachte dann, dass es vielleicht auch anderen helfen könnte», erklärt sie. Sie hätte am Anfang kein Plan gehabt und sei dann einfach Schritt für Schritt vorgegangen. Sie konnte weder fotografieren noch hatte sie eine gute Kamera. Alle Fotos habe sie dazumal mit Blitz fotografiert. Ein Anfängerfehler, über den sie heute lachen muss. Das erste Werk, ganz bestimmt kein ästhetischer Meisterwurf, wurde trotzdem gut verkauft und überzeugte vor allem mit dem Inhalt, praktische und einfache Rezepte für die ganze Familie, wenn es schnell gehen muss.
Die Kochbuch-Trilogie
Nach dem Erfolg des ersten Buches publizierte LouMalou alias Nadja Zimmermann zwei weitere Bücher in Folge. «Unser Menü eins – wenn Besuch kommt» und «Unser Menü eins – eine kulinarische Weltreise». Bei beide Büchern hat sie ihre Ursprungsidee weiterentwickelt und wachsen lassen. Beim zweiten Buch habe sie die Familien gefragt, was sie denn kochen, wenn sie eine andere Familie einladen und bat dabei um einen Dreigänger. Und beim dritten Buch wollte sie von Familien mit Migrationshintergrund wissen, was denn ihr «Ghackets mit Hörnli» sei. Alles in allem hat Zimmermann mit über 135 Familien Kontakt gehabt und dadurch ein riesiges Sammelsurium an privaten Familienrezepten und Zubereitungsformen kennengelernt. Das Kochen sei so für sie von einer latenten Überforderung zu einem entspannten Genussmoment geworden. «Ich habe Menschen immer bewundert, die schauen, was sie im Kühlschrank haben und dann etwas daraus kochen. Heute kann ich das auch.»
Entspannt kochen und backen
Wer nun denkt, alle guten Dinge sind drei, der liegt falsch. Die Autorin hat noch lange nicht fertig kreiert. Nach ihrer Trilogie ist sie erst so richtig warmgelaufen. «Kochen macht mehr Spass, wenn man sich sicherer fühlt.» Nach all den vielen Stunden in der Küche wollte sie noch weiter ins Detail gehen und ihr gewonnenes Wissen weiter vertiefen. Entstanden sind drei weitere Werke: «Entspannt kochen», weil Kochen nun wirklich auch Entspannung für sie bedeutete und «Entspannt musikalisch vegetarisch», weil sie selbst wenig Fleisch esse und die vegetarische Küche sehr spannend für sie sei. Ihr neustes Werk «Entspannt backen», ist eine Hommage an ihre Kinder. «Dank meinen beiden Töchtern (11 und 16 Jahre alt) habe ich überhaupt angefangen, Kochbücher zu schreiben», so Zimmermann. Ohne viel Aufwand und ellenlange Zutatenliste finden Sie im Buch «Entspannt Backen» Rezepte wie Mini-Apple-Pies, Chocolate Chip Cookies oder Karamell-Birnen-Schnecken. Die Zweitnamen «Lou» und «Malou» ihrer Töchter sind übrigens auch Namensgeber für ihren Blog. Zuhause probiert die Köchin alle Gerichte aus und die Familie geniesst eine abwechslungsreiche Küche. «Es ist aber nicht so, dass die Kinder jedes Mal in Freude ausbrechen, wenn ich neue Sachen ausprobiere». Beim Backen seien sie jedoch experimentierfreudiger und haben mehr Vertrauen. Oder aber es liege einfach daran, dass sie Süsses dem Salzigen vorziehen. Der Zucker wird in vielen Rezepten auf ein Minimum reduziert. Der Ahornsirup hilft hier teilweise als alternatives Süssungsmittel aus. Das «Zimmermannische» Familienrezept am Frühstückstisch: Bananenbrot. Das wird jede Woche produziert und serviert. In unterschiedlichen Variationen mit verschiedenen Zutaten: Hafer- oder Hirseflocken, Chia- oder Leinsamen, Ei oder Jogurth, Butter oder Rapsöl, Apfelmus oder Beeren. Ein beliebter und nahrhafter Alleskönner für die ganze Familie. Am Sonntag geniesst die Familie zurzeit am liebsten Conchiglioni (grosse Pastamuscheln) mit einer Ricotta-Spinatfüllung auf einem Tomatensugo und mit Parmesam überbacken aus dem Ofen.
Aller Anfang ist schwer
Wie eingangs erwähnt, ist das schillernde Image der erfolgreichen Businessfrau, Supermama und ehemaligen Glanz und Gloria Moderatorin nicht ganz zutreffend. Sie sei eine eher ängstliche Persönlichkeit mit einem starken Sicherheitsbedürfnis. Den Schritt in die Selbstständigkeit hätte sie niemals einfach so gewagt. Vielmehr sei es ein langsamer Prozess in die Selbstständigkeit gewesen. Das finanzielle Risiko sei gerade mit einer jungen Familie nicht einfach zu tragen, so sagt sie. Ohne finanzielles Polster und grosse Investoren im Hintergrund seien vor allem die ersten Jahre schwierig gewesen. «Ich musste mir selbst oftmals gut zureden und mich über Wasser halten». Gleichzeitig habe ihr der Job die notwendige Flexibilität gegeben, sodass sie für ihre Kinder da sein konnte. «Mein Mann und ich haben uns gemeinsam um die Kinder gekümmert und auch die finanziellen Risiken gemeinsam getragen». Im Inneren habe sie dabei stets gewusst, dass es gut kommt. Und falls nicht, würde man auch für dieses Problem eine Lösung finden.
Erfahrung sammeln, beim Machen
«Gerade am Anfang hatte ich keinen Plan, was ich hier eigentlich mache». Es war lediglich ein Alltagsproblem, nämlich dass ich nicht für meine Kinder kochen konnte, das gelöst werden musste. Schritt für Schritt hat die zweifache Mutter ihre Idee in die Realität umgesetzt. «Erfahrung sammelt man beim Machen – vorher ist es immer nur eine Theorie.» Genau deshalb möchte sie auch andere Menschen dazu ermutigen, einfachmal zu machen, einen Schritt zu wagen und Dinge auszuprobieren. Man darf gespannt sein, was es noch alles von der Powerfrau zu hören oder sehen gibt. Neben sieben veröffentlichten Büchern und einem Blog hat Nadja Zimmermann eine Coaching-Ausbildung absolviert, zwei Kinder grossgezogen und produziert gemeinsam mit Olivia El Sayed einen Musik-Podcast «besser mit ton». Und die Ideen für das nächste Kochbuch schwirren ebenfalls bereits in Nadjas Kopf herum. Erstmals versucht sie es derzeit jedoch etwas ruhiger zu nehmen und lässt die vielen wilden Gedanken spriessen. Das ist dann die Ruhe vor dem Sturm.
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